Große Ereignisse werfen ihren Schatten voraus #10: Die Bamberger Anti-Analog-Tage haben Wiederbelebendes vor

Es ist ja nicht so wie bei „Immer Ärger mit Harry“, im Gegenteil. Denn wenn ein Kunde zum FLSV in eine Vorführung seiner potenziellen Testteilnehmer kommt und dazu seine favorisierten Compact Discs (CDs) mitbringt, bin ich immer recht froh darüber. Auch nachdem die Odyssee zu einem inzwischen reibungslosen Internetzugang und dem dazugehörigen WLAN im Großen Vorführstudio samt High End-Heimkino wirklich lange und steinig war, gibt es doch in der Netzwerk-basierten High Fidelity und erst recht im High End etliche Stolpersteine, die bereit liegen könnten. Aber eine CD einzulegen und auf den START-Knopf zu drücken, das klappt irgendwie doch immer sofort.*

Die Pro-Ject CD Box DS2T verfügt über ein reines CD-Laufwerk mit ebensolcher Steuerung von Stream Unlimited.

Und dass die CD wirklich so tot ist, wie immer gemunkelt wird, stimmt ja auch nicht. Selbstredend werden lange nicht mehr so viele davon verkauft wie in den absoluten Boom-Jahren. In den Hochzeiten der CD, also Ende des letzten Jahrtausends und Anfang dieses Jahrhunderts, wurden mit 2,4 Milliarden CDs die absolute Rekordzahl davon verkauft. 2021 waren es laut Bundesverband Musikindustrie nur noch circa 25 Millionen CDs, auch wenn das eine Steigerung zum Vorjahr darstellte. Somit betrug in Deutschland der Anteil von Alben auf CD an den Gesamtumsätzen der Musikindustrie im Jahr 2024 noch nicht mal 9 %.**

Der C.E.C. TL5 ist das einzige Riemen-getriebene CD-Laufwerk beim FLSV. Zum Glück ist es nicht der TL 0 3.0.

Auch wenn ich in den Anfangstagen der Planung der BAAT 2025 die zugegebenermaßen naive Idee hatte, als erster Retter der CD in die Geschichte einzugehen und diese zentral mit entsprechendem Equipment adäquat zu präsentieren, gestehe ich gerne zu, dass es hier schon andere Ansätze gegeben hat.*** Egal!

Aber warum setzen wir bei den BAAT 2025 deswegen erst recht auch auf dieses Medium, das formal ja sogar gegenüber den High Res-Formaten beim Streaming Dienst vom Dienst, also Qobuz, sogar technisch die Nase hinten hat? Ganz einfach oder zweifach oder mehrfach: Es gibt sooo viele davon und die allerwenigsten wurden weggeschmissen oder anderweitig entsorgt. Irgendwo müssen die wohl weit über 15 Milliarden (15.000.000.000!) je verkauften Compact Discs ja sein! Und wenn die dazugehörigen CD-Regale nicht leer sind, dann werden die CDs vielleicht bis hoffentlich auch noch genutzt.

Raten Sie mal, ob das weiße CD-Regal von einem Anbieter namens „Idioten kaufen einfach alles“ stammt?

Außerdem behaupten viele, auch high-endig orientierte Nutzer, dass die CD besser klänge als das vergleichbare Streaming-Angebot. Genau das werden wir bei den Bamberger Analog-Tagen Mitte März in den Räumlichkeiten nachprüfen.**** Und zu guter Letzt sei noch anzumerken, dass Sie als Besitzer einer CD auch deren musikalischen Inhalt besitzen, was ja bekanntlich bei Nutzung eines beliebigen Streaming Dienstes nicht der Fall ist. Hier leihen Sie sich den Content lediglich vorübergehend.

Der NuPrime CDT-10 verwendet optisch dieselbe Designlinie wie die Evolution Geräte.

Nie war es günstiger, sich eine mehr als anständige Sammlung physischer Tonträger anzulegen oder auszubauen. Ich selbst habe gerade ein Konvolut von vielen hundert CDs übernommen, auch wenn ich noch gar nicht so recht weiß, wo ich sie unterbringen werde, zumal diese allesamt aus dem Klassischen Genre stammen. Da ist die Sortieraufgabe eine, die den alten Sisyphos jung aussehen lässt.*****

Beim FLSV in Bamberg einer der Einstiegs-CD-Player und der einzige mit USB-Port : Yamaha CD-S303

Auch wenn es meiner Intention hier in dieser Ankündigung ein wenig widerspricht, möchte ich den Artikel von Christian Wenger der Webseite AVGuide.ch besonders loben. Hier wird realistisch erfasst, dass es wenigstens eine Nische auch für die Compact Disc geben wird, wie es sie für die LP ebenfalls gibt. Aber lassen Sie uns die CD als solche doch einfach mal durch die rosa-rote Brille betrachten.

Die CD ist wie die Schallplatte aus Vinyl immerhin ein physischer Datenträger. Hier wie da gibt es ein Booklet, das man anschauen oder zur Not sogar durchlesen kann. So scheint es nicht verwunderlich, dass auch und besonders junge Menschen auch wieder CDs kaufen, mal ganz abgesehen davon, dass diese inzwischen viel günstiger als Schallplatten zu erstehen sind.******

Wenn auch in Deutschland der Weg der CD zum nostalgischen Sammelobjekt und in die wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit vorgezeichnet zu sein scheint, es gibt einfach richtig viele davon in nahezu allen Haushalten. Und dem tragen wir Rechnung, denn die lange Vorrede weist darauf hin, dass bei den BAAT am 14. und 15. März 2025 in den Räumlichkeiten des FLSV in der Inneren Löwenstraße 6 zu Bamberg eine große Anzahl CD-Player und auch CD-Laufwerke, auch Transports genannt, zu sehen sein werden.

Das beginnt bei der gerade vorgestellten Pro-Ject CD Box E, geht über den neuen Exposure 3510CD, die beiden reinen CD-Laufwerke NuPrime CDT-10 und dem C.E.C. TL5, dem letztjährigen EISA Award-Gewinner Hegel Viking und endet bei unserem großen Ayon CD-35 II, der allerdings bei den BAAT 2025 gleich zwei weitere Aufgaben als Quelle in der einen und in der anderen High End-Kette abarbeiten darf. Jeweils dazwischen gibt es weitere hervorragende Geräte in allen Preisklassen zu bewundern. Aber allen gemein ist, dass es sich ausschließlich um solche handelt, die ein überragendes Preis-/Leistungsverhältnis aufweisen. Versprochen!

So kann man konstatieren, dass die CD zwar noch etwas älter als der FLSV in Bamberg ist, aber wir auch noch immer noch gemeinsam etwas älter werden. Spannend ist die Frage aber schon: Wer wird älter, die CD oder der FLSV in Bamberg?

* Und das eben Gesagte trifft auch für die analoge Wiedergabekette per Schallplatte zu. Aber wir sind ja in den Vorbereitungen zu den BAAT und nicht zu den BAT 2025!

** Nebeneffekt beim Kauf von Compact Discs: Da die allermeisten Musiker und Musikerinnen über die Streaming Plattformen so gut wie keine Einnahmen generieren, stellt der Verkauf von CDs zum Beispiel bei Konzerten eine immer wichtigere Einnahmequelle dar. Aber Vorsicht: Da längst keine so großen Auflagen wie noch vor einigen Jahren produziert werden, können die Herstellungskosten die Urheber finanziell schon sehr fordern.

*** Als Beispiele seien hier genannt: Beitrag 1, Beitrag 2, Beitrag 3, Beitrag 4, Beitrag 5, Beitrag 6, Beitrag 7 und viele andere mehr.

**** Dieser Test ist allerdings von so vielen Faktoren abhängig, dass es, so viel sei jetzt schon verraten, kein eindeutiges Ergebnis geben wird. Denn wissen wir zum Beispiel, welche Ausgabe, welches Mastering, welches Remastering von einem dezidierten Album tatsächlich verwendet wurde? Jedenfalls technisch wird der Vergleich wissenschaftlichen Normen entsprechen, denn es werden stets derselbe Digital-/Analog-Wandler und dieselben Kabel eingesetzt.

***** Die Frage stellt sich hier gleich mehrfach: Sortiert man nach dem Komponisten? Aber was ist, wenn davon mehrere auf einer CD vertreten sind? Oder nach dem Orchester? Oder nach dem Dirigenten? Oder nach dem Solisten?

****** Nicht jeder kann oder mag sich ein lebenslanges Abonnement von Roon leisten, das aber schon jeglichen Wissensdurst (Musiker, Vita der Teilnehmer inklusive des Stammbaums der Bandmitglieder, Lyrics, Konzerte, ähnliche Bands aus dem Genre und vieles andere mehr) stillen kann. Ob so viele Hintergrundinformationen da nicht wiederum vom eigentlichen Musikgenuss ablenken, wollen wir an dieser Stelle aber nicht auch noch diskutieren.

So sammelt der wahre High Ender seine silbernen Schätzchen, nämlich nicht im Tray eines Jewel Case‘, sondern in einer speziellen Tasche mit Baumwoll-Inlay.