Ein besonderes Lautsprecher-Konstrukt im sowieso schon besonderen Angebot des FLSV in Bamberg: DiePolar von WVier
Es gab einmal einen Raum-Akustiker. Nein! Es gab mal einen ganz besonderen Menschen, der sich schon ganz früh in der Hifi- und High End-Historie um die besondere Bedeutung der Wechselbeziehung zwischen dem Lautsprecher als solchem und dem Raum, in dem er aufspielen soll, mit seinen Untersuchungen und Messergebnissen ganz besonders verdient gemacht hat.
Und dieser Mensch, nennen wir ihn hier in dieser Würdigung der Einfachheit halber UK, hat dieses Lautsprecher-Set entwickelt, das nach wie vor kaum Äquivalente am Markt kennt: DiePolar. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Satelliten-/Subwoofer-System, bei dem der Subwoofer als Dipol ausführt ist, der also kein klassisches Gehäuse um sich herum hat, sondern lediglich eine (Schall-)Wand, auf der die Chassis montiert sind. Die daraus resultierenden akustischen Konsequenzen werden gleich erläutert.
Der Satellit ist ein geschlossener Zwei-Wege-Lautsprecher, der trotz seines 17er Eher-Mittel-als-Tieftöners von Dynaudio ob seiner Form nicht mal als Möchtegern-Vollbereichslautsprecher durchgehen würde. Denn durch diese Bauweise mit kurzer Schwingspule kann dieser einfach keine richtig tiefen Töne reproduzieren. Muss er auch nicht, solange der Subwoofer relativ nah zu den Satelliten steht, was hier ja keine Frage ist, denn: Er muss! Die empfohlene Trennfrequenz ist mit 120 Hertz nämlich nicht allzu tief angesetzt.
Aber dafür kann der Satellit Attacke! Präzision! Und gemeinsam mit dem high-endigen Kalotten-Hochtöner, einem Revelator von Scan Speak, auch korrekte Raum-Darstellung! Und so steht er ausnahmsweise, wie so oft in diesen Belangen, dem Hochtöner kaum nach.
Beide Satelliten stehen auf besonders massiven Standfüßen mit drei Beinen. Diese sind aus Edelstahl gefertigt und würden heute schon so viel kosten müssen, wie die Lautsprecher allein. Sie haben Spikes an ihrem oberen Ende, die entsprechende Aufnahmen auf der Unterseite der Lautsprecher bedienen, so dass ein sicherer Stand gewährleistet ist.
Aber viel auffälliger in diesem Ensemble ist der Subwoofer. Dieser ist sogar zwei Subwoofer*, denn für jeden Kanal gibt es einen 12-Zöller, das sind immerhin 30 Zentimeter im Durchmesser.** Welcher Lautsprecher in meinem sonstigen Sortiment kann damit dienen?
In der Aufstellung vor Ort empfiehlt sich, den Subwoofer leicht schräg in die gedachte Mittelachse aller drei Lautsprecher zu stellen.
Unabhängig von der tonalen Performance sei hier angemerkt, dass hier doch etwas mehr elektronischer Aufwand als in einer konventionellen Stereo-Anlage vonnöten ist, um die drei Teile adäquat zu betreiben. Die aktive Elektronik, die UK seinerzeit verwendet hat, kommt hier definitiv nicht mehr zum Einsatz, da haben die Lautsprecher etwas deutlich Besseres verdient.*** Grundsätzlich benötigt werden eine aktive Frequenzweiche und vier Verstärker-Kanäle, letztere am besten aus einem Guss.****
Wir, das sind in diesem Falle Achim H., der Vorbesitzer dieses Trios und meine Wenigkeit, haben uns für die Testphase zunächst bei der Elektronik für das kleine Besteck entschieden, nämlich für eine Aktivweiche aus dem Profibereich sowie für zwei identische Zweikanal-Endstufen, ebenfalls aus dem PA-Sektor. Und höre da, nach etwa einer Stunde gemeinsamer Abstimmung, hier bleibt einer im Sweet Spot und der andere an den Reglern und Schaltern, wurde eine ausgewogene tonale Abstimmung gefunden, die die Meriten der Dipole zum Allerbesten darstellt: offen, also mit einer überragenden Räumlichkeit versehen, schnell, also fast ansatzlos in der Attacke, eher schlank im Bass, aber dafür ohne jeglichen Überschwinger.***** Das macht Laune!
Jetzt, da wir wissen, wie toll die Kombination der „alten“ Lautsprecher schon mit der neuen und extrem preiswerten Elektronik****** klingen kann, gilt es, dieses Trio möglichst schnell an den Mann oder noch besser an die Frau und ihren Mann zu bringen, denn es nimmt schon besonders viel Stellfläche im Großen Vorführstudio des FLSV ein. Besonders der Subwoofer ist wahrlich nicht zu verstecken.
Und wenn jemand das Potenzial dieses Ausnahmesets erkannt hat und sich bei der klanglichen Performance deutlich nach oben entwickeln wollte, dann bietet sich zum Beispiel zunächst der Austausch der Aktivweiche an. Als Nobelstalternative führt der FLSV in Bamberg das Modell CR-1 vom Subwoofer-Spezialisten JL Audio im Programm. Und bei den zur Verfügung stehenden Endstufen gibt es noch mehr Alternativen aufzuzählen als hier in diesem Blog Platz ist, gerade auch, weil es sich dann eher um zwei Zweikanal-Endverstärker als um eine einzelne Vierkanal-Endstufe handeln wird. Das kann aber auch ein ausgedienter AV-Receiver mit separat anzusteuernden Endstufen-Eingängen sein, Hauptsache gut und kräftig!
Wer ab jetzt Interesse an diesen Ausnahme-Lautsprechern entwickelt hat, wird sich nach der klangvollen Demonstration die Augen reiben, wie günstig dieses Set offeriert wird! Alle Schätzungen, die meine Kunden in den Tagen nach diesem Set-up abgegeben haben, lagen mindestens doppelt so hoch wie der tatsächliche Abgabepreis!
Aber es muss hier wirklich bald Platz geschafft werden für die anstehenden Neuheiten, die zum Beispiel hier oder dort angekündigt wurden. Auch wenn Sie selbst dieses Satelliten-/Subwoofer-System nicht gegen Ihr Set-up zuhause tauschen wollen/würden/können/dürfen, kennen Sie vielleicht jemanden, der (im weitesten Sinne) offen für derlei High End-Spielzeug ist: Mit dieser Empfehlung wird Ihnen dieser Bekannte ein ewiger Freund sein!
Zwei Anmerkungen zum Schluss: Die Bespannrahmen lassen sich nicht abnehmen. Und es gibt eine ausführliche Beschreibung des besonderen Lautsprecher-Konzepts.
Sie sehen mal wieder, wie spannend es in unserem Hobby zugehen kann. Aber dazu braucht es ja lediglich ein Inhaber-geführtes Fachgeschäft mit Ladenlokal in gut zugänglicher Innenstadt-Lage mit Parkhaus in direkter Nähe und das alles in der schönsten Stadt Deutschlands, mehr nicht!
* Frei nach diesem Motto!
** Nur falls jemand fragen möchte: Ja, die Sicken der beiden ultra-massiven Treiber von Beyma wurden bereits vor Kurzem getauscht. Insofern besteht auch hier kein Reparaturstau.
*** Das waren damals bestimmt sehr gute Komponenten, aber auf diesem Gebiet hat sich doch ganz viel, nein: eigentlich alles zum Besseren, sprich zum Schnelleren gewendet.
**** Kombinationen aus verschiedenen Verstärkertypen wie zum Beispiel Class-D im Bassbereich und Röhren im Mittel-/Hochton-Bereich sind wegen der nicht allzu tiefen Übernahmefrequenz und der entsprechend weit überlappenden Frequenzbereiche nicht zu empfehlen.
***** Das ist auch mal wieder der besonders guten Akustik des Großen Vorführstudios geschuldet, das auch die üppigen Abstände zu jeglichen Begrenzungsflächen ermöglicht.
****** Das gilt zumindest für die sonst gültigen Hifi- und High End-Maßstäbe und erst recht, wenn man und frau und es bedenkt, dass es sich hier um vollsymmtrisch aufgebaute Komponenten handelt!