Wenn einer eine Reise tut: MM folgt der Einladung zu Blumenhofer Acoustics
Am letzten Montag in der ganz Früh ging es bei sehr schlechtem Wetter los auf die weite Fahrt nach Walkertshofen, genauer gesagt in den Weiler Hölden.* Dort und auch recht idyllisch gelegen befindet sich Blumenhofer Acoustics.

Dieser bereits 1977 gegründete und in Deutschland nicht ganz so bekannte Hersteller fertigt ausschließlich Lautsprecherkonzepte, die mit einem deutlich überdurchschnittlichen Kennschalldruck gesegnet sind, was vorwiegend durch den Einsatz von Hörnern realisiert wird.

Nach dem netten Empfang durch Centa und Thomas Blumenhofer wurde die kleine Gruppe engagierter und ausschließlich fränkischer Fachhändler durch die Produktionshallen geführt.

Und beeindruckend gleich zu Anfang ist, dass die zur Verfügung stehenden Maschinen denen größerer Firmen, über die erst vor Kurzem berichtet wurde, vielleicht im quantitativen Ausstoß, aber garantiert in der Qualität in Nichts nachstehen.

Als Grundmaterial werden bei Blumenhofer Acoustics ausschließlich Platten aus Multiplex und sehr hochverdichteter Faserplatte verwendet. Das hat einen ganz simplen Grund: In den asiatischen Ländern, in denen eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, darf sich ein Gehäuse nicht nach einer Weile verziehen. Gehäuse von Blumenhofer Acoustics tun das definitiv nicht!


Danach werden die besonders schönen Furniere aufgeklebt. Und wenn man zuvor im Furnierlager stand, weiß man sofort, warum Blumenhofer Acoustic neben seiner eindeutigen Klangsignatur vor allem auch wegen seiner besonderen Gestaltung der Holzoberflächen bekannt ist.

Das Sahnestück in der Produktion ist aber eine 3D-Fräse, deren Funktionsweise Thomas Blumenhofer selbst programmiert hat, weil derartige Winkelgrade, wie sie hier benötigt werden, in der Steuerung gar nicht vorgesehen waren. Die Gehäuse sind so aufwändig konstruiert,** dass bisherige Versuche, derlei Arbeiten auswärts in Lohnanfertigung herstellen zu lassen, in die berühmte Windelhose gegangen sind. Das erklärt leider aber auch, dass die Stückzahlen nicht ganz so hoch ausfallen (können), wie dies von Händler- und Kundenseite gewünscht wird.***

Später erläuterte uns Thomas Blumenhofer ausführlich, dass alle seine verwendeten Chassis Unikate derart sind, dass es sie nirgendwo in dieser jeweiligen Ausführung zu kaufen gäbe. Das liegt daran, dass alle Einzelteile, aus denen ein Treiber besteht, von unterschiedlichen Produzenten weltweit stammen und dann von einem wiederum davon unabhängigen und auch befreundeten Lautsprecherhersteller zusammengebaut werden.**** Alle Einzelteile, so führte er weiter aus, würden ausschließlich nach akustischen Vorgaben ausgesucht.

So ging der sehr informative Vormittag zu Ende.
Nach einem guten Essen im Kloster Ursberg, also in standesgemäßer Umgebung,

haben wir die verschiedenen Lautsprecherkonzepte, je eine ganz brandaktuelle Modifikation als auch ein ganz neues Modell hören können. Hierzu sind im Dachgeschoss des Hauses zwei unabhängige High End-Anlagen installiert. Der große Raum ist akustisch sehr neutral, obwohl es gar nicht danach aussieht. Hier fehlen schlicht die ansonsten drapierten akustisch wirksamen Formteile wie Absorber, Diffusoren und Bassfallen, ganz einfach weil diese durch besondere Dämmmaßnahmen akustisch erst gar nicht nötig wurden. Tatsächlich wird die finale tonale Abstimmung aller neu entwickelten Lautsprecher hier oben vorgenommen.*****

Wenn auch leicht zu durchschauen, aber dennoch dramaturgisch sinnvoll, war die Reihenfolge der vorgeführten Modelle. Erst die kleinen Fun 13 MK II und Fun 17, dann auch die Ur-BKS 3, die schon viele Auftritte bei Redaktionen, Messen und Händlerveranstaltungen hinter sich gebracht hatte, auf der kleineren Seite des Raums. Trotzdem wirken auch schon die beiden kleinen Modelle sehr erwachsen, was ihrer optischen Statur eigentlich widerspricht.

Nach einer langen Weile wechselten wir auf die andere Stirnseite des Raumes, wo ebenfalls drei Lautsprecher mit etwas größerem Abstand zu einander aufgebaut waren. Zwei davon haben wir den Rest des Nachmittags hören können.****** Das kleinere Modell ist die oben angesprochene Modifikation, hier konkret die Genuin FS 2 MK 3, die die Genuin FS 2 MK 2 bald ablösen wird.

Mein Dank gilt nochmals den Gastgebern, aber auch Alan Bachmann, oben im Bild mit wetterfestem Norweger-Pulli, der mich (nicht nur) für die Produkte von Blumenhofer Acoustics als Außendienstler betreut. Er hat diesen besonderen Ausflug maßgeblich organisiert und durchgeführt.

* Nicht zu verwechseln mit dem hier. Obwohl?!
** Alle Winkel in einem Gehäuse sind auf Gehrung gearbeitet, es gibt also keine stumpf aufeinander geleimten Bretter. Das erhöht zwar den mechanischen Aufwand enorm, sorgt aber im Gegenzug für sehr dichte Übergänge in den Wandungen.
*** Das umso mehr, als dass der allergrößte Anteil der produzierten Lautsprecher ins Reich der Mitte exportiert werden. Handarbeit Made in Germany wird tatsächlich in China viel mehr wertgeschätzt als in heimischen Gefilden. Und was nicht nur für uns noch überraschender war, ist die Tatsache, dass die Türkei dann schon auf dem zweiten Platz der Exporte steht.
**** Hierzu erzählte uns Thomas Blumenhofer eine nette Anekdote, nach der ihm ein chinesischer Fachmann auf einer Messe vor Ort gratuliert habe. Warum? Wozu? Ganz einfach, der Herr hatte es in zwei Jahren nicht geschafft, seine Chassis zu kopieren!

***** Nicht nur im Eingangsbereich des Gebäudes, sondern auch auf der gesamten Stirnseite des Dachgeschosses ist zudem noch ein Hifi-Museum untergebracht. Hier stehen sehr anschaulich so viele Marantz- und Sansui- und Yamaha- und Technics- und Tandberg- Undundund-Geräte fein säuberlich auf extra angelegten Regalböden, wie selbst ein gestandener Vintage-Fan wie MM es noch nicht livehaftig gesehen hat. Und alle diese Pretiosen funktionieren noch.

****** Vielleicht war das auch gut so, dass nur zwei der drei Paare präsentiert wurden. Denn beim mittleren Modell hat sich umgehend ein derartiger Haben-will-Reflex eingestellt, dass bereits alle zu erwartenden Erbschaften verplant wurden. Nicht auszudenken, was dann vielleicht doch noch in allen Bereichen wie Dynamik, Räumlichkeit, Klangfarbenpracht und was es da sonst noch für Kriterien gibt, passiert wäre, wenn Thomas Blumenhofer die Kabel an die ganz großen Oschis angeschlossen hätte.


