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Nachschub bei den nobelsten Kompaktboxen: Yamaha NS-3000

Das ging ja schnell! Auch wenn der FLSV in Bamberg seit Jahrzehnten Yamaha Premium Partner ist und somit auch eher als andere Händler mit der exklusiven Ware des wohl dienstältesten japanischen Herstellers bedient wird, war die Anlieferung der neuen NS-3000 Ende dieser Woche doch eine freudige Überraschung. Vor dem Auspacken durften sich die beiden erst mal von der langen Reise erholen.

Schon von außen ist erkennbar, dass es sich um zwei unterschiedliche Boxen handelt

Und nein: Es folgt nun kein Unboxing Video.

Liebe zum kleinsten Detail: Die Aus-und Umwurfanleitung der NS-3000

Aber vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass die beiden Kartons auch von außen erkennbar unterschiedliche Lautsprecher beinhalten, sondern je einen für links und einen für das andere links. Diese Nomenklatur gibt es auch bei anderen Herstellern, aber da sind meist technisch identische Lautsprecher drin, die aber sehr wohl paarweise aufgebaut und so selektiert wurden.

Wie schon bei der großen Schwester NS-5000 sind die Chassis, die für den sensiblen Mittelhochtonbereich zuständig sind, asymmetrisch auf der Schallwand ausgerichtet. Aber zueinander bilden der linke und der rechte Lautsprecher selbstredend wieder eine perfekte Symmetrieachse. Ich frage mich dabei immer, warum das die meisten Hersteller nicht genauso handhaben, wo es doch ganz eindeutige Vorteile bietet, wenn die Abstände zu den Seitenkanten des Gehäuses eben nicht gleichartig sind.*

Und ich wiederhole mich gerne: Am auffälligsten bei der großen Baureihe von Yamaha ist die Verwendung eines einzigen Materials zur Herstellung aller Membranen. Das nennt sich ZYLON™ und ist als zugfeste Faser in quasi allen Stärken zu legen, eben vom leichten Hochtöner

Egal, ob leichte Hochton-Kalotte oder relativ schwerer Tiefmittelton-Konus: ZYLON™ ist das Material der Wahl!

bis zum ultrastabilen Tiefton-Konus mit hinterbelüfteter Schwingspule.

Auffällig ist das identische Membranmaterial bei beiden Chassis sowie der strömungsgünstige Gusskorb

Und wie schon bei der NS-5000 wurde bei der Entwicklung der NS-3000 wieder größter Wert auf Verwindungssteifheit des Gehäuses gelegt. Hier kamen FEM-Analysen und Lasermessungen zum Zuge. Ebenfalls große Beachtung bei der Entwicklung fand die rückwärtige Bedämpfung des Hochtöners, die im Verhältnis zum technischen Aufwand eher schlicht RS-Kammer genannt wird.

Der Hochtöner musste nicht verändert werden, er stammt aus der NS-5000. Hier gut sichtbar: Die RS-Kammer

Aber auch im Volumen für den Tiefmitteltöner gibt es derlei Arbeit zu verrichten, aber so, ohne dabei zu viel Energie von der Musik selbst zu absorbieren. Dieses neuentwickelte Bauteil nennt sich (wiederum schlicht und selbsterklärend) Acoustic Absorber.

Ebenfalls selbstverständlich ist die Verwendung von richtig hochwertigen Bauteilen der Kölner Firma Mundorf für die passive Frequenzweiche. Nicht mehr ganz so selbstverständlich ist die Anfertigung einer stabilen Unterlage für verwendeten Bauteile, unter anderem einer richtig schweren Trafokernspule. Hier werden die Komponenten direkt miteinander, also ohne eine Platine mit zig unnötigen und auch unreinen** Übergängen, verbunden.

Danke an Produktmanager Andreas Rieckhoff für die Innenansicht, hier der Trägerplatte für die Frequenzweichenbauteile der NS-3000

Kurz erwähnt sei auch noch, dass es für die NS-3000 ein Paar maßgeschneiderte Stands gibt. Aber wer weiß, wie viel Platz der FLSV in seinen Vorführräumen hat, kann nachvollziehen, dass hier eine relativ mobile Kompaktbox eher in Frage kommt, als eine Quasi-Standbox. Und auch, dass wieder zweiteilige Schaumstoffpropfen der Sendung beiliegen, um eine Überhöhung im Bassbereich bei zu wandnaher Aufstellung korrigieren zu können.

So viel technologischer Aufwand, aber wie klingt das Ding denn? Irgendwie spektakulär, nämlich spektakulär unspektakulär! Und das gleich aus dem Karton heraus und einfach angesteckt. Und damit das obligatorische Einspielen schneller geht, läuft in Endlosschleife das neue Album von St. Helena, der Heiligen der Fischerszunft. Da würde ich mich auch beeilen!

Und wie jeder weiß, der bei mir schon mal im Laden war, sage ich zur tonalen Ausrichtung der von mir angebotenen Lautsprecherboxen nix, niggs und nochmals nichts! Aber wenn Sie aber dennoch unbedingt einen ersten und auch einen zweiten Vorgeschmack bekommen wollen, dann lesen Sie bitte den sehr anschaulich geschriebenen Artikel von Holger Biermann auf Low Beats und kaufen Sie die aktuelle Ausgabe der stereoplay, also die Ausgabe 10.2020, in der Jürgen Schröder auf seine bekannt blumige Art den neuen Lautsprecher beschreibt. Ich denke, mehr fundiertes Lob kann es für einen Lautsprecher kaum geben. So relativiert sich auch der zugegeben recht hohe Anschaffungspreis der Yamaha NS-3000. Es liegt also an Ihnen, nachzuprüfen, ob Sie genauso freudig erregt reagieren, wie ich. Denn auch ich glaube dem, was mir die Herren Entwickler gleich nach Öffnen des Kartons versprechen:

Emotionsversprechen, aber erst nach Kauf der Lautsprecher!

Somit haben wir den neben den üblichen Verdächtigen noch einen mehr als interessanten Neuzugang zu vermelden. Und noch was, frei nach dem Motto: „Wer’s glaubt, wird selig, wer es selbst sieht, fliegt in den siebten Himmel“: Die Yamaha NS-3000 sind exakt das 50. Paar tatsächlich vorführbereiter Kompaktlautsprecher beim FLSV! Aber Sie können ja gerne mal beim nächsten Besuch nachzählen, ob das stimmt.

Es bleibt spannend, zumindest beim FLSV!

*Wir machen es uns aber nicht ganz so einfach und zitieren den bekannten Ausspruch eines unbekannten Künstlers: „Symmetrie ist die Ästhetik der Dummen.“

**Unrein meint hier, dass das Tonsignal von einem Metall in ein anderes Metall und dieses wiederum mit einem besonders unguten Metall verbunden, nämlich dem Lötzinn, geschickt wird. Es werden also folgende Kontakte und Übergänge vermieden: Draht am Frequenzweichen-Bauteil → Lötauge inklusive Lötzinn auf der Platine → dünnste (in der Regel 35µm „starke“) Kupferauflage auf der Platine → bis zum nächsten Lötauge inklusive Lötzinn auf der Platine → Draht am damit zu kontaktierenden Frequenzweichen-Bauteil. Und das viele, viele Male!