Auch wenn es wie ein Widerspruch erscheint, am selben Tag die Bamberger Analog-Tage 2019 anzukündigen und abends an derselben Stelle einen Grundsatzartikel über die 100% digital-ausgerichtete und somit aktive Zukunft im Lautsprecherbau zu veröffentlichen, es ist keiner! Beide Konzeptionen werden friedlich nebeneinander existieren. Ich bin mir sogar sehr sicher, dass man, ohne damit Stilbruch zu erleiden, beide miteinander verquicken kann. Schließlich ist ja heute auch Tag der deutschen Vereinheitlichung!
Vorbemerkung: Den nun folgenden Artikel kann man [hier] auch mit bunten Bildern garniert lesen.
Bis jetzt bestand eine Hifi-Stereo-Anlage aus verschiedenen
Komponenten und den Lautsprechern. Unter Komponenten
waren alle Quellgeräte wie CD-Player, Tuner et cetera zu verstehen und dem
(Voll-) Verstärker als Zentrale. Die Lautsprecher waren – und sind in der
überwiegenden Mehrzahl immer noch – so genannte passive Lautsprecher, die per
Kabel anzuschließen sind. Passiv
heißen diese Lautsprecher, weil sie eben keinen (aktiven) Verstärker eingebaut
haben und die Frequenzweiche aus stets verlustbehafteten Bauteilen wie Spulen,
Kondensatoren und Widerständen besteht.
Auch schon früher gab es einige Aktivboxen, die sich aber im
Gegensatz zum Studio-Bereich nicht so recht durchsetzen konnten, zumal sie in
der Regel anfälliger und nicht nur teurer als ihre passiven Pendants waren,
sondern weil ein passender Vorverstärker auch nicht unbedingt preiswerter als
ein Vollverstärker aus der Großserie war.
Das
hat sich insofern geändert, da Verstärker heutzutage viel effizienter arbeiten,
entsprechend kleinere Netzteile und auch weniger teure Kühlkörper benötigen.
Stichworte sind hier unter anderen Class
D-Verstärkermodule und Schaltnetzteile.
Außerdem ist die Technologie bei den Digitalen Soundprozessoren (DSP)
dramatisch vorangeschritten, so dass der Entwickler fast schon zaubern kann,
was Frequenzgang und Ausgleich spezifischer Fehler, die man früher Eigenheiten
oder gar Handschrift nannte, um sie als solche positiv zu markieren, betrifft.
Der nächste Schritt kam mit der drahtlosen Ansteuerung, die
unseres Wissens Dynaudio als Erste marktreif präsentierte. Die XEO Baureihe gibt es bereits
in der dritten Generation und sie wird immer besser.
Für die Ansteuerung
bedarf es einen Hub, der heute Connect heißt.
Dieser ist quasi der Vorverstärker, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Der
Connect bietet immerhin 5 Quellen, ein Eingang ist immerhin für den Anschluss
eines PCs/Macs vorbereitet, Anschluss und ist zudem zusätzlich drahtlos per
Bluetooth anzusteuern.
Eben Gesagtes gilt auch für deren große Schwestern aus der Focus XD Baureihe.
Aber sie kann immer noch nicht das, was ihre Epigonen
bereits beherrschen, nämlich den direkten Zugriff aufs heimische Netzwerk. Hier
ist immer eine Streaming Bridge oder ein Streaming Client mit Digitalausgang
nötig. Für die Anbindung ans heimische Netzwerk wird also eine weitere Kiste benötigt.
Hier empfehlen sich die ab Mai 2019 nicht mehr von Dynaudio vertriebenen Bluesound Node
als Streaming Client oder Vault
zusätzlich als Ripper und Music Server.
Ein ähnliches Konzept fährt der ähnliche Däne auf. DALI kam mit Callisto spät, aber dafür funktioniert alles schon zu Beginn wie am Schnürchen. Es gibt mit den Modellen Callisto 2 C als Kompaktbox und Callisto 6 C als Standbox zwei Modelle, die prinzipiell erst mal auch nur als Aktiv-Lautsprecher arbeiten, wenn man den Line-Eingang auf der Rückseite nutzt.
Vollständig und auch technisch korrekter wird dieses Konzept
aber erst, wenn man den dazugehörigen Vorverstärker Sound
Hub erwirbt. Dieser bietet vielfältige analoge und digitale
Anschlussmöglichkeiten sowie das heute obligatorische Bluetooth. Durch den
Sound Hub entfallen auch die lästigen Strippen zum Lautsprecher. Weitere Besonderheiten wie die Lautstärkeregelung auf der Gehäuseoberseite zeigen wir gerne mal vor Ort. Der Sound Hub hat auf der Rückseite gleich zwei Erweiterungsschächte. Einen davon nutzen wir mit dem Bluesound Streaming-Modul, eine weiteres wird wohl bald HDMI-Quellgeräten Zugang verschaffen. Wir wünschen uns für die Zukunft die Möglichkeit, hier einen Music Server einzustecken, wie es der kleine Auralic Aries Mini schon vor langem beispielhaft vorgemacht hat.
Das alles zusammen
konnte, ich denke wiederum als Erste am Markt, die NX-N500
von Yamaha. Diese bieten für gerademal 800.- €, ja fürs Paar!, alles oben
Genannte, auch inklusive externer Soundkarte, aber dafür sogar mit Multiroom-Fähigkeit,
die bei Yamaha MusicCast
heißt.
Bald darauf folgte die Inkarnation der auch beim FLSV
besonders erfolgreichen KEF LS50, die ja
inzwischen LS58 heißen müsste, wurde KEF doch bereits 1961 gegründet, mit all
der Ausstattung der Yamaha NX-N500 (mit Ausnahme der Produkt-übergreifenden Multiroom-Fähigkeit),
dafür für uns Hifi-Jünger so wichtigen Anpassungsmöglichkeit an die jeweilige
Aufstellung im Raum. Der Kenner nennt das Ortsfilter, Sie also ab jetzt auch. Das
ist ein wichtiger Schritt nach vorne, was die klangliche Performance betrifft.
Und hier distanziert die LS50
Wireless die passive Version um Längen, zumal sie auch richtig kräftige
Verstärker mit immerhin 200 Watt im Bass-Bereich verbaut hat.
Ich wünschte, ich hätte noch einen weiteren Schreibtisch,
den ich mit high-endigem Material bestücken müsste, die LS 50 Wireless wären
meine Wahl. Denn sie bietet einen zusätzlichen Vorteil, den keine der hier genannten
Boxen für sich in Anspruch nehmen kann: Man die Dinger dank der koaxialen
Bauweise der Treiber auch legen, zum Beispiel dann, wenn die zur Verfügung
stehende Höhe für die aufrechte Haltung nicht ausreichen würde. Bei den anderen
Boxen kippt das Klangbild nämlich in der Regel gleich mit und wird diffus.
Nun gibt es aber noch eine deutliche Steigerung in Form der neuen
Cabasse THE PEARL.
Auf diese Neuheit wurde bereits hier an
anderer Stelle hingewiesen, da sie bei den Bamberger Analog-Tagen 2018
prominent vorgestellt wurde, obwohl sie auf den ersten Blick nicht allzu viel
Analoges zu bieten scheint. Insofern sei der neben allen Differenzen im Klang
der Hauptunterschied zur Yamaha NX-N500 und zur KEF LS50 Wireless nochmals kurz
erwähnt, denn THE PEARL kann nach Anschluss einer Festplatte auch als Music
Server arbeiten.
Und nun gibt es noch eine weitere und deutlichere
Steigerung. Was, schon wieder? Ja, denn es kommt nur auf die Perspektive an.
Denn all das, was zuvor an Ausstattung beschrieben wurde, hat die neue Quadral
Aurum Aktiv Gamma,
das passive Pendant in der 9. Generation der berühmt-berüchtigten Quadral Vulkan, auch
verbaut. Abgesehen davon, dass es sich hier um einen echt großen Lautsprecher
handelt, bietet er darüber hinaus auch mit der bekannten Raumakustik-Korrektur Dirac Live 2 noch die Möglichkeit,
Fehler, die sich im Zusammenspiel von Lautsprecher und Raum ergeben, recht
wirkungsvoll zu korrigieren. Das ist meinem bescheidenen Wissen nach wiederum
erstmalig in einem High End-Schallwandler umgesetzt worden.
Wie Sie sehen, bleibt es spannend. Vor allem beim FLSV!