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So was von vernünftig: Arcam SA30 und CDS50

Auch Standard muss nicht von der Stange sein. Und außerdem: „Den Standard setzen“ bedeutet ja auch stets, dass man Vorreiter war und möglichst auch bleiben möchte. Und Arcam hatte seinerzeit mit einem meiner All Time Favourites, dem Arcam SR250, einen komplett ausgestatteten AV-Receiver nur für Stereo sowie dem Raumakustik-Korrektur-Programm DIRAC Live eine echte Duftmarke gesetzt.

Und diese wiederholt der Arcam SA30 als Quasi-Nachfolger in gekonnt gekonnter Manier. Wir haben es hier in erster Linie mit einem voll ausgestatteten, aber dennoch klar designten Vollverstärker zu tun: mehrere Hochpegel-Eingänge und Digital-Eingänge sowie den von uns Analogen stets benötigten Phono-Eingang. Letzterer gewährt sogar Moving Coil-Tonabnehmern Anschluss! Außerdem hat der Arcam SA30 einen vollwertigen Streamer mit den drei Grundfunktionen Internetradio, Streaming Dienste und Zugriff auf den heimischen Music Server verbaut. Diese weiteren digitalen Stichworte sind auch noch zu nennen: GoogleCast, AirPlay 2, UPnP Streamer, Roon Endpoint, MQA supported. Dass er auch zur Haussteuerung mit RS-232 geeignet ist, sei hier nur am Rande erwähnt.

Und auch wenn er keine Video-Verarbeitung mehr bietet, kann er doch sehr wohl das Audio-Signal des Fernsehgerätes per HDMI/ARC (= Audio Return Channel) veredeln. Dass auch der direkte UKW-/DAB+-Empfang dem Rotstift geopfert wurde, ist für die allermeisten Radio-Hörer zu verschmerzen, da eigentlich alle sonst zu empfangenden Sender auch über das Internetradio-Portal zu empfangen sind.

Muss ich an dieser Stelle extra erwähnen, dass auch der Arcam SA30 die hausintern ranghöchsten Class G-Endstufen mit richtig stramm Leistung verbaut hat, wie es sich für einen Spitzenmodell nun mal gehört. Nö, ich glaube nicht!

Aber was unterscheidet den Arcam SA30 vom kleineren Arcam SA20, natürlich ohne die geringere Ausstattung und die etwas niedrigere nominelle Leistung damit zu meinen? Na klar, das Raumakustik-Korrektur-Programm DIRAC Live in seiner jüngsten Inkarnation. Diese Software hat an vielen kleinen Stellschrauben gedreht, vor allem ist sie aber viel bedienungsfreundlicher geworden. All das führt in Summe zu einem überragenden klanglichen Ergebnis, gerade wenn man seine Lautsprecher nicht optimal stellen kann, will oder darf. Aber auch ansonsten richtig positionierte Boxen gewinnen deutlich, wenn DIRAC Live nicht nur den Frequenzgang gerade biegt, sondern besonders das Phasenverhalten korrigiert. Lassen Sie sich diesen Vorteil einfach mal beim FLSV in Bamberg vorführen. Sie wollen kaum noch anders Musik hören!*

Kritische Nachbemerkung: Was ich aber ein wenig merkwürdig bis nicht ganz nachvollziehbar finde ist, dass alle Geräte**, die mit DIRAC Live 2 ausgestattet sind, lediglich dessen „Light Version“ implantiert haben. Diese erlaubt Messungen bis lediglich 500 Hertz. Wenn man also den gesamten Frequenzbereich messen, mit einer Zielkurve versehen und auch korrigiert bekommen möchte, muss man nochmal knapp 100.- Euro investieren. Das finde ich schon a wengala schoofelig und erinnert mich an die Tintenstrahldrucker, die nach Neuerwerb gerademal ein paar Blätter gedruckt haben und man so ziemlich bald gezwungen wurde, hierfür neue und diesmal richtig vollgefüllte Kartuschen zu kaufen. Schade! Weil unnötig. Denn wer bereit ist, immerhin 2400.- € für den Arcam SA30 zu bezahlen, der gibt auch gleich 2500.- € dafür aus, zumal er sich viel Aufwand (Bestellung, Bezahlung und Download, Implantieren und neue Messung et cetera) hinterher ersparen wird.

Kennen Sie das Sprichwort: „Der hat es faustdick hinter den Ohren.“? Der Arcam CDS50

Beim Arcam CDS50 haben wir es auf den ersten Blick mit einem normalen CD-Player zu tun. Stimmt auch! Ist aber die nur halbe Miete, denn der Arcam CDS50 kann auch SACDs auslesen, was in dieser Preisklasse noch nicht zum guten Ton gehört. Außerdem lässt sich sein Digital-/Analog-Wandler (DAC) auch für andere Quellen nutzen. Das gilt besonders für die Möglichkeit, USB-Medien anzuschließen.*** Und er bietet ebenfalls wie der SA30 einen Netzwerk-Zugang. Wenn man die beiden Geräte im Verbund erwirbt, ist das ein wenig doppelt-gehoppelt oder erweitert wenigstens die Anschlussmöglichkeiten. Aber der Arcam CDS50 ist für seinen absolut fairen monetären Gegenwert auch jede Ergänzung mit einem anderen heimischen Musik-Wiedergabe-System (HMWS) wert! Nochmals zum Mitzählen: CD-Player, SACD-Player, DAC, Netzwerk-Spieler und Server, symmetrische und unsymmetrische Ausgänge, RS-232 Haussteuerung. Und das für gerademal 800.- €! Und das von Arcam!

Ziemlich vollständig ausgestattet: Arcam CDS50

Es bleibt spannend, zumindest beim FLSV in Bamberg. Und auch das ist inzwischen Standard!

*Ansonsten ist es ja nicht nötig, ganz wichtig einen Hörtermin beim FLSV in Bamberg zu vereinbaren. Hier reicht es normalerweise aus, wenn Sie ein wenig Zeit und Geduld mitbringen. Aber da die Einmess-Prozedur für DIRAC Live doch eines gewissen Aufwands bedarf und sinnvollerweise auch mit den Wunsch-Lautsprechern des Kunden eingerichtet werden muss, ist hier eine Voranmeldung nötig und wird somit erbeten.

**Das gilt mit Ausnahme der Masters Serie genauso für die aktuellen Geräte von NAD und wahrscheinlich auch für die meisten anderen Anbieter, die DIRAC Live implementiert haben.

***Hierüber wird demnächst in einem separaten Artikel berichtet. Denn diese interessante Option bieten inzwischen einige DACs, auch wenn dafür oft die Schnittstelle für USB-B (externe Soundkarte) zum Anschluss eines spezialisierten Music Servers gestrichen wird.