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Vintage oder Heritage? Die neue Dynaudio Heritage Special

Nein, MM ist nicht in den Orden der Reminiszenzier eingetreten, auch wenn man ihm als Betreiber des Anachronisten-Forums „Bamberger Analog-Tage“ zu Recht einen gewissen Hang zur Nostalgik nachsagt. Aber wenn ein renommierter Hersteller wie Dynaudio aus Dänemark einen neuen Kompaktlautsprecher herausbringt, der genau so aussieht, wie die Lautsprecher aus dessen Premium Segment von vor 25 bis 30 Jahren und zudem ein Sondermodell ist, dann lässt das in erster Linie aufhorchen und auch in erster Linie aufblicken.

Und nicht umsonst heißt das Modell auch „Erbe Besonders“. Aber weil das nur in deutschlich sprachlichen Ländern verstanden würde, hat man es besser Heritage Special genannt. Es sieht aus wie nahezu alle bisherigen Sondermodelle, die es in unregelmäßig zeitlichen Abständen bei Dynaudio gab, nur dass es diesmal in Amerikanischem Nussbaum gewandet ist. Äußerlich sieht man ein eher unscheinbares, weil regelmäßiges Gehäuse mit der für Dynaudio typischen Schattenfuge auf der Frontseite. Die Heritage Special wirkt gerade so, als wäre sie aus dem Buch der Wahrheit* geplumpst.

Nicht einmal Johann Sebastian Bach konnte so etwas Zeitloses komponieren: Die Kunst der Schattenfuge

Wie man bei dem Preis für ein Paar dieses Ausnahme-Lautsprechers unterstellen darf, hat Dynaudio ganz, ganz oben ins hauseigene Chassis-Regal gegriffen. Der Hochtöner ist ein Esotar3, den man in der vermeintlich noch ranghöheren Confidence Baureihe des dänischen Herstellers wiederfindet sowie einem weiter entwickelten Tiefmitteltöner, der auf den gar nicht so kryptischen Namen 18W75XL Heritage Special MSP hört; dieser stammt aus der ebenfalls noch teureren Evidence Platinum-Serie.

Nobelst-Terminal von WBT, dickes Auspuffrohr, was will mann mehr?!

Ob sich alle genannten Maßnahmen auch klanglich wirklich bemerkbar machen, kann man gerne im direkten Vergleich zu den aktuellen hausinternen Mitstreitern Special Forty und Contour 20i als auch zur internationalen Konkurrenz bei den passiven Kompaktlautsprechern, die sich im Portfolio des FLSV tummeln, gerne nachprüfen, Carina hin, Orcona her, wenn auch nur zu Hause! LowBeats.de (siehe unten) ist sich da zumindest sehr sicher.

Dieses Modell ist auf 2500 Paare limitiert, was einen gewissen Schnell-Haben-Müssen-Reflex auslösen könnte. Muss es aber nicht, denn noch haben Sie wenige Wochen Zeit, bevor dann wieder so ein Run wie bei der Special 25 vor knapp 17 Jahren eintritt. Schon jetzt ein Meilenstein, diese Heritage Special!

Wer schon mal vorab einen recht gelungenen Test dieser Lautsprecher lesen möchte, der kann das [hier] tun. Was aber genauso interessant ist, wie sich die alten Recken aus dieser Ahnenreihe (Contour 1.3 SE, Crafft, Special 25) gegen die moderneren Familienmitglieder namens Special 40, Contour 20i und eben Heritage Special behaupten. Auch hier hat LowBeats.de eine ganz besondere Vorgehensweise entwickelt, die das für jedermann/jederfrau/jederes nachvollziehbar macht. Wir hätten zu diesem Test noch das Modell Crafft beisteuern können, die seinerzeit immerhin 6500.- D-Mark gekostet hat und somit von der Kaufkraft aus betrachtet eigentlich noch teurer als die Heritage Special wäre. Ich danke Rosa L. aus Uxenburg für die Leihstellung.

Die Schattenfuge ist geblieben, aber das Signet trägt einen anderen Text

Und weil sich gerade an dem Modell Crafft vor vielen Jahren eine eher unrühmliche Diskussion entzündet hat, ob denn der Lautsprecher-Selbstbau nicht auf Chassis zweiter Wahl zugreifen müsse, gerade bei MM mit seinen Wurzeln in eben diesem Lautsprecher-Selbstbau innerlich wieder hochkocht, sei zur richtigen Klarstellung angemerkt: Der FLSV ist seit fast 35 Jahren Dynaudio Händler! Aber vor 25 bis 30 Jahren gab es bei Dynaudio neben dem immer noch gepflegten Car Audio-Portfolio zwei gleichwertige, aber in ihren Konzepten völlig unterschiedliche Ansätze für den Home Audio-Markt. Das waren die Fertigboxen wie die Lautsprecher aus der genannten Contour Baureihe. Und es gab Lautsprecherbausätze bis hin zur extremen Myrage, die eben auch den bereits erwähnten Esotar Hochtöner verbaut hatte. Dieser Esotar aus der ersten Generation war so aufwändig aufgebaut, dass es gar keinen Sinn ergeben hätte, hier zwei verschiedene Modelle zu kreieren. Das zeigte sich unter anderem darin, dass es den Esotar T-330D stets nur paarweise gab, so hundertprozentig penibel selektiert waren diese. Das galt sogar für den Fall, wenn einer der beiden Hochtöner auszutauschen gewesen wäre. Ich kenne hier einen Anlass, der in der Nachschau eigentlich schon lustig sein könnte, wenn das Experiment nicht fast 2000.- (westdeutsche) Mark gekostet hätte.

Diese klare Richtigstellung musste einfach mal sein, weil hier über viele Jahre sehr viel dummes Zeug kolportiert wurde, besonders von der örtlichen Fertigboxen-Händlerfraktion!** Denn diese hat einfach nicht verstanden, dass es bei Dynaudio grundsätzlich keine Lautsprecher zweiter Wahl gab, gibt und geben wird!

Noch eine Reminiszenz an vergangene Zeiten und gerade verfügbar beim FLSV: Dynaudio Contour 1.8 MK II in Kirsche und im Bestzustand

Es bleibt spannend, zumindest beim FLSV in Bamberg!

* Raten Sie mal, ob MM alle Ausgaben dieses unübertroffenen Marketing-Instruments immer noch griffbereit hat.

** Diese besteht ja seit zwei Jahrzehnten nicht mehr. Doch, sie besteht, denn der Fränkische Lautsprecher-Vertrieb hat seinerzeit auch diese Fraktion übernommen.