Familientreffen historischer High End-Laufwerke von Thorens beim FLSV in Bamberg
Was mann so als Aufräumer des Tages, also an einem vermeintlich freien Mittwoch, nicht alles so findet! Der eine steht seit ein paar Tagen versteckt auf einem ebenso betagten, aber gleichwohl voll restaurierten Receiver, der andere wurde nach dem Service bei Lauschgoldengel Mathias Thurau noch nicht abgeholt und der dritte im Bunde wurde erst gestern für eben diesen perfekten Service bei mir abgeben. Die Rede ist von drei aufeinander folgenden Generationen der Plattenspieler, die stets das Topp-Segment beim seinerzeit deutschen Schweizer namens Thorens darstellten.*
Das älteste Modell, der Thorens TD124, wurde von 1957 bis 1968 gefertigt. Es verfügt über einen kombinierten Reibrad-/Riemen-Antrieb und über eine Entkopplung des Chassis‘ über sogenannte Mushrooms.** Dieses hier zu sehende Laufwerk bekommt nun einen standesgemäßen Tonarm verpasst, nämlich einen SME 3012 sowie als MC-Tonabnehmer ein Ortofon SPU.
Dessen Nachfolger, der Thorens TD 125, ist eine komplette Neuentwicklung mit richtig schwerem und vor allem gefedertem Subchassis. Er verfügt zudem über eine elektronische Geschwindigkeitsregelung und zeigt auch schon die für die viel später erscheinenden Modelle dieses Herstellers typischen Schiebetasten vorne.
Ab 1974 kommt dann der Thorens TD126 electronic auf dem Markt. Dieser wurde auch schon ab Werk mit verschiedenen, auch Marken-fremden Tonarmen angeboten, die dennoch über die Thorens-typische Endabschaltung verfügten, bei der ein Sensor die erhöhte seitliche Beschleunigung des Tonarms in der Auslaufrille erkennt und entsprechend den Tonarm einfach anhebt und auch den Motor ausschaltet.*** Diese Nicht-ganz-Halbautomatik war über Jahrzehnte die einzige Methode, bei der keinerlei Einfluss auf den Tonarm während des Abspielvorgangs ausgeübt wird!
Kleine Anekdote am Rande: Ausgerechnet das kleinere Modell, der TD150, das ab Mitte der 1960er Jahre entwickelt und gebaut wurde, diente als Blaupause für eine der High End-Ikonen im Plattenspieler-Bau schlechthin, nämlich dem Linn LP12.
Und nur falls jetzt Begehrlichkeiten aufgekommen sein sollten: Der Thorens TD124 als auch der TD126 electronic sind nicht zu verkaufen und werden von den Nutzern mit Zähnen und Klauen verteidigt! Aber beim Thorens TD125 mit dem Tonarm TP25 darf sich der zukünftige Eigentümer sogar noch den Tonabnehmer aussuchen, der Rest wurde vom bereits genannten Lauschgoldengel komplett gewartet. Empfohlen wird hier ein Moving Coil-System (MC). Die Spanne reicht hier etwa vom Einsteiger-System wie dem Ortofon MC Quintet Red, der Player kann aber auch mit einem Ortofon SPU Royal N bestückt werden, ohne dass das unangemessen wäre!
Ebenfalls zum Verkauf stehen die Thorens Geräte im Hintergrund. Hier handelt es sich um eine geschlossene Kette mit einem silbernen Thorens TD 160, dem farblich passenden UKW-/MW-Receiver AT 403 sowie einem Paar Lautsprecher Thorens HP 304.
Somit dürfte Thorens eine der ältesten, noch aktiven Marken im großen Hi-Fish-Becken des High Fidelity und High End-Sektors sein. Wenn Sie noch mehr über deren His Story wissen möchten, empfiehlt sich der Artikel auf der Webseite von Thorens selbst, aber auch die einzelnen Beschreibungen aller Gerätschaften im zeitgeschichtlichen Kontext auf http://www.hifimuseum.de.
Auch wenn es beim örtlichen Hifi- und High End-Fachhandel viel spannender ist: Bitte fordern Sie mich nicht dazu auf, ab jetzt jeden Mittwoch aufzuräumen, nur damit Sie an dieser Stelle derartige Geschichten aus der Geschichte zu lesen bekommen!
* Mir ist sehr wohl bekannt, dass es in diesen Jahren und Jahrzehnten stets auch noch aufwändiger gefertigte Modelle von Thorens gab. Diese spielen aber in der Gesamtmenge an verkauften Plattenspielern eine mehr als sehr untergeordnete Rolle. Und auch, dass der Thorens TD124 von 1957 bis 1968 noch in der Schweiz, später dann in Lahr/Baden produziert wurde.
** Viele Neuaufbauten des an sich tollen Laufwerks verzichten aber auf diese Entkopplung, da es tatsächlich ohne die Pilze deutlich weniger rumpelt, wenn die Zarge entsprechend ausgeführt wurde.
*** Das wünscht sich bestimmt sogar jeder High-Ender noch heute, wenn die Schallplatte mal so was von entspannend war und mann einfach so beim Musikhören eingeschlafen ist, dass der Abtastdiamant in der Auslaufrille nicht mit diesem wohlbekannten Klack-klack hörbar ist, während der Plattenteller weiterhin stoisch seine Runden dreht.