Nachlese der Bamberger Analog-Tage 2025 am letzten Wochenende #1: das Kleine Vorführstudio und das Untergeschoss

Neben den vielen Eindrücken, die meine Gäste am vergangenen Wochenende in den Räumlichkeiten des Fränkischen Lautsprecher-Vertriebs am Freitag, dem 5. und Samstag, dem nikolausigsten Dezember*, erhaschen konnten, sind es vor allem und genauso die kleineren Programmpunkte, die mit derselben Sorgfalt vorbereitet wurden, wie sie bereits im Programm für die BAT 2025 angekündigt wurden. Weitere Einzelheiten zum Making-of kann man ja auch noch bei diesem Zwischenstand der Vorbereitungen nachlesen.
Fangen wir also an!

So erzähle ich zunächst und gerne die Geschichte von der guten Idee, die dann auch noch nahezu kongenial umgesetzt wurde. Früher gab es bei einem schwedischen Möbelhaus**, das jetzt nicht näher benannt wird, um Schleichwerbung zu vermeiden, ein sehr praktisches Regalsystem, das sich hervorragend, weil sehr günstig, für die Unterbringung von massenhaft Schallplatten geeignet hat. Dieses Regal hat dann wohl eine sehr weite Expedition unternommen, jedenfalls war es eine Zeit lang nicht mehr verfügbar. Ein Aufschrei der Empörung hat für einen Nachfolger gesorgt, das nun extra für die BAT 2025 in einer eher handlichen Variante, nämlich mit 2 auf 4 Fächern oder andersherum, besorgt wurde. Der Aufbau wäre leicht von der Hand gegangen, wäre also ein Kallax gewesen, wenn nicht gleich drei Holzdübel gefehlt hätten und die dazugehörigen Sacklöcher nicht viel zu kurz gewesen wären. Das hat also einiges an Improvisation und Mehrarbeit erfordert.


Aber nach einer kleinen Weile stand das Regal fertig aufgebaut im Untergeschoss des Imperiums des FLSV. Das war nämlich der zweite Teil der guten Idee, nämlich dass alle Schallplatten, und das sind inzwischen richtig viele geworden, dort auf Tischen und eben in diesem Regal Platz finden würden. Hier sollte wenigstens ansatzweise gezeigt werden, wie man mit Schallplatten auch in größerer Anzahl und einer entsprechenden Stereo-Anlage stilvoll wohnen kann. Auch wenn das Ambiente des Kellergangs selbstredend keinen Wohnraum-Charme ausstrahlen kann, wurde von allen Gästen der Veranstaltung das clevere Konzept nachvollzogen.

Fun Fact am Rande: Alle, wirklich alle verfügbaren Klassik-Boxen, das sind Alben mit mehr als nur einer LP darin, haben in diesem Medien-Regal Platz gefunden, aber es hätte auch keine einzige mehr sein dürfen!
Danke Achim!

Am Samstag ging es eine halbe Stunde früher los als sonst. Um 9.30 Uhr war das high-endigste Setup einsatzbereit, das man vor über einhundert Jahren zur Verfügung hatte, nämlich ein Grammophon. Immerhin ist die hier verwendete Schellackplatte der direkte Vorläufer der heute immer noch verwendeten Schallplatte aus Vinyl.

Auch wenn das Wetter an diesem Samstag wirklich nicht zum Outdoor-Verweilen eingeladen hat, gab es dennoch gute Laune bei denen, die sich diesem archaischen Musik-Erlebnis gewidmet haben. Unser dick eingemummelter Moderator gab trotzdem und erst recht beredt Antwort auf alle technischen und auch musikalischen Fragen, die dieses historisch wertvolle Medium aufgeworfen hat.
Auch am späteren Nachmittag wurde wieder geswingt. Es kamen aber nicht die berüchtigten Schlager*** aus dieser Zeit und auch keine sehr kurzen Klassik-Stücke zum Einsatz, sondern erlesener Jazz aus dessen Frühzeit, zum Beispiel von Duke Ellington, Louis Armstrong und Glenn Miller.

Apropos: Kennen Sie, kennst du den Unterschied der Verwendung der vorhandenen Kurbel bei einem Grammophon und einer Drehorgel? Der Leierkastenmann muss diese während des Betriebs ständig und sehr gleichmäßig betätigen, während man beim Grammophon diese vor dem Einsatz aufdreht, um die Feder für den Antrieb entsprechend unter Spannung zu setzen. So bremst man im Betrieb hier eher den Vortrieb, damit man die 78 Umdrehungen pro Minute**** auch ganz präzise einhält. Wir haben das mit einem professionellen Stroboskop gemessen und minutiös eingestellt!
Danke Sven!

Ziemlich viel Aufwand wurde diesmal in die Dekoration des Kleinen Vorführstudios gesteckt. Nein, ich rede nicht von den zwei adretten Herren, die für die Moderation der beiden Themenschwerpunkte verantwortlich zeichneten. Vielmehr waren diverse Leuchttürme installiert, die aber nicht nur für schönes Licht sorgen sollten.*****


Hier haben mehrere Artikel die Geschichte der High Fidelity und diverser Aufnahmetechniken aufgezeigt.******

Auffällig waren vor allem die fünf High End-Tuner vorne links, die bis auf einen allesamt denselben Sender angezeigt haben. Fangfrage: Welche Sender waren das?

Aber auch der ganz große Marantz Receiver 4400 im originalen Holzgehäuse strahlte dezent, während die Endstufe M-90 von Pioneer leuchttechnisch deutliche, weil rhythmische Akzente lieferte.

Auch wenn ich meinen Gästen auf gar keinen Fall unterstelle, dass sie eigentlich nur wegen des Caterings******* kommen, weil sie ja doch allesamt eigentlich schon ganz ordentliches Equipment zu Hause stehen haben, war es doch wie immer wieder eine Freude zu sehen, wie begehrt die angebotenen und auch gereichten Weiß- und Rindswürste samt dreierlei Senfsorten sind.

Wir hatten wieder Fifty-Fifty vorbereitet, aber es hätten diesmal auch locker Sixtysix-Sixtysix sein können. Wie immer kamen die Würste ganz frisch und direkt vom nördlicheren Weißwurstäquator.******** Für die ganze Vorbereitung und deren Zubereitung und die Darreichung auch der lokalen Laugenbrezen zeichneten wieder wer verantwortlich? Ganz klar!
Danke Achim H. aus N. und danke Bernd!

Ein Selbstläufer, weil für die Selbstversorger und ebenfalls ein fester Bestandteil bei der Versorgung meiner Gäste, schließlich sollte ja keiner dehydriert nach Hause wanken, waren das Angebot gleich dreier Sorten flüssigen Mannas, die gut gekühlt vor der Tür zum Kleinen Vorführstudio standen. Neben den beiden Standardsorten Rot und Grün wurde auch standesgemäß ein Weißbier zu den Weißwürsten gereicht. Aber wie die Brauerei heißt, die diese herausragend leckeren und auch bekömmlichen Biere einbraut, habe ich gerade vergessen.
Danke Stefan!

Lauschgoldengel Mathias Thurau war auch an beiden Tagen anwesend, um defekte Plattenspieler entweder direkt vor Ort oder doch besser in seiner Werkstatt zu reparieren. Insgesamt waren es dann doch vier hochwertige Dreher, die in die Kur kamen.
Aber viel wichtiger war seine Expertise gleich am Freitag ganz früh, denn so ziemlich alle Einstellungen beim bald vorzustellenden Dual CS718 Q waren falsch. Diese wurden fachmännisch und auch logisch behoben. Aber auch andere Doofheiten wurden detektiert und ebenfalls eliminiert. So wurde das feine Phono-Signal zunächst gleich zwei Mal entzerrt und entsprechend verstärkt.********* Das klang so aber nicht mal ansatzweise nach High End. Einfacher, aber ziemlich bescheuerter Grund: Bei dem eingesetzten und somit zentralen Vollverstärker Exposure XM5 Integrated ist einer der Eingänge mit AUX/PH bezeichnet, was bei allen anderen Verstärkern dieses Herstellers aus dem UK bedeutet, dass man eine Phono-Karte optional einstecken kann oder es eben lässt. Hier beim Exposure X5 Integrated ist der Phono-Vorverstärker aber manifest und somit nicht zu überbrücken.

Nach dem Öffnen und Schließen des Gerätes wurde alles wieder ordnungsgemäß verkabelt und höre da: Es ward Musik! Hatte ich schon das zuvor mechanisch verformte Headshell genannt, das eine korrekte Justage der hochwertigen Tonabnehmer unmöglich gemacht hatte?**********
Danke Mathias!

Wir gehen nochmals in die Katakomben, denn dort standen ja viele Schallplatten aus dem Second Hand-Fundus bereit. Diese mussten ja auch während der Veranstaltung betreut werden. Das hat jemand übernommen, der wie wenige um mich herum eine derartig umfassende Expertise in den Genres Pop und Rock im weitesten Sinne aufweist.
Danke fränkischer Thomas!
Kommen wir nun also doch noch zu den beiden Hauptattraktionen der BAT 2025 im Kleinen Vorführstudio.

Da ist als Erste die praktische Vorführung des bald erscheinenden Dual CS 718Q zu nennen, den Alan Bachmann in seiner gewohnt unterhaltsamen Art vorgestellt hat. Aber nicht die Technik des doch schon hochpreisigen neuen Duals stand an beiden Tagen im Vordergrund, sondern die besonders gut kuratierte Abfolge seiner Songs.

Hier gab es stets eine erklärende Einleitung, warum welcher Titel welche Bedeutung hat und worauf man besonders achten solle.
Danke Alan!

Die Schallplatten-Wiedergabe über den Dual stand im ständigen Wechsel zu einem ebenfalls vermeintlich anachronistischen Medium. Hier sind das Tonband und das Tonbandgerät gemeint. Andreas von Live II Tape hatte viele Eigenaufnahmen mitgebracht, die er nach seinen sehr lebhaften Erläuterungen vorspielte. Bei manchem Besucher blieb die Kinnlade länger unten, weil man nicht damit gerechnet hatte, wie analog eine solche Analog-Aufnahme dann doch klingen kann. Bei seinem Vortrag kam auch die Technik ausführlich zur Sprache, hat man es doch hier mit Mechanik und Elektronik zu tun, die zum Teil, wie meine ReVox A77, über 50 Jahre alt ist.

Aber Andreas hat diesbezügliche Bedenken zerstreut, wenn man das Thema richtig angeht. Hier stelle ich gerne den Kontakt her. Sein Mitstreiter für die gute Sache Heinz-Peter war zwar an beiden Tagen anwesend, blieb aber diesmal eher ungewohnt im Hintergrund.
Danke Andreas!

Jetzt fehlt nur noch der Hinweis, dass die verwendeten Lautsprecher eine Leihgabe der Firma Blumenhofer Acoustics waren. Geplant war zunächst, die Tempesta 20 aus demselben Haus einzusetzen. Aber eine noch bessere Idee war die, die Genuin FS 3 MK II für die Schallwandlung zu verwenden. Es handelte sich dabei um genau dieses unverkäufliche, aber bestens eingespielte Modell, das man im Artikel über meinen Besuch in Walkertshofen, Ortsteil Hölden hinter dem Schallplattenregal erkennen kann.*********** Vielleicht ist dieses Modell ja bald fester Bestandteil des Portfolios des FLSV in Bamberg, dann aber in schön.

Weil aber ausgerechnet diese Firma gerade durch ihre besonders schönen Holzoberflächen bekannt wurde und bleibt, haben wir auf dem Regal oberhalb eine ganze Menge runde Holzmuster************ drapiert, um die mögliche Vielfalt bei der Oberflächengestaltung aller angebotenen Lautsprecher dieses Anbieters zu demonstrieren.
Danke schwäbischer Thomas! Und nochmals: Danke Alan!
So, das war der Rapport über die vielen schönen Details und großen musikalischen Demonstrationen, wie man sie im Kleinen Vorführstudio des FLSV in Bamberg an diesen beiden Tagen erleben konnte.

Habe ich was vergessen? Vielleicht: nette Gäste, aufmerksame Zuhörer, gar nicht so verhaltene Begeisterung und zufriedene Gesichter? „Ach, die gibt es doch immer bei den Veranstaltungen des FLSV in Bamberg.“, könnte man sagen. Aber selbstverständlich wird das für mich doch nie sein!
Danke also auch an alle Besucher der BAT 2025!
* Tatsächlich war das Wetter wirklich lausig, denn es nebelte und nieselte beide Tage mehr oder weniger durchgehend. Aber dafür kann Niko, der Namensvetter dieses Tages, wahrlich nichts. Er hat mich sogar besonders reichlich beschenkt. So ein schöner Tag!
** Nein, Idioten kaufen nicht einfach alles!
*** Nein, noch nicht einmal der berühmteste kleine Kaktus aller Zeiten.
**** Wem ist denn schon mal aufgefallen, dass sich diese hohe Geschwindigkeit aus der der Singles (45 RPM) und der normalen LPs (33 RPM) zusammensetzt?
***** Alan Bachmann hat in seinen Vorführungen auch mehrfach die Deckenbeleuchtung ausgeschaltet, um so für seine Zuhörer eine noch innigere Beziehung zu der von ihm ausgesuchten Musik herstellen zu können. Hier hat ihm die wunderschöne, weil indirekte Beleuchtung durch die vielen Displays und Anzeigen in die Hände gespielt.
****** Bestimmt kann sich jeder an die Elcaset erinnern. Klar! Klar? Aber garantiert nicht mehr jeder an den Digital Micro Recorder NT-1 von Sony mit der richtig kleinen Kassette, oder doch?
******* Catering hat nichts mit Cat-Food zu tun, zumindest nicht beim FLSV in Bamberg.
******** Hier gibt es tatsächlich zwei Definitionen dieser Grenze: einmal die Donau und dann aber auch der Main. Und die Metzgerei von Jens Meisenzahl und das Hotel seines Bruders Udo liegen nun mal ganz eindeutig auf der Südseite des Mains! Danke Jens!
********* Man stelle sich vor, dass der CS 718Q wie alle anderen Plattenspieler von Dual auch einen eingebauten Phono-Vorverstärker verbaut hätte und wenn dieser auch noch aktiv gewesen wäre!
********** Zum Glück lagen wohlweislich gleich zwei neue Headshells bereit, um auch eine Alternative zum vormontierten MC-Systems bereit zu halten.
*********** Dieses Paar Musterboxen hat schon viele Messen und Händlerveranstaltungen auf dem Buckel und da bleiben Spuren nicht aus. So machte man aus der Not eine Tugend und ließ dort alle damals Beteiligten sich per Unterschrift verewigen. So wurde wieder mal der Rekord manifestiert, mit dieser Genuin FS 3 MK II das beste Sound-/Understatement-Verhältnis zu liefern.
************ Tatsächlich wurde ich mehrfach gefragt, was das denn für neue Schallplatten seien, denn viele der Muster haben ungefähr die Größe einer normalen Schallplatte.

