Ja, ich weiß, es heißt NACHLESE. Aber diesmal kam ich mir manches Mal so vor wie ein solcher. Das lag daran, dass ich mir, wenn man das Aufmacherbild genau anschaut, wohl nicht eingebildet habe, ich sei der Einzige aus der praktischen Beratung, und hier nehme ich alle Personen aus dem Vertrieb von Audio Trade ATR ausdrücklich in Schutz, da diese ganz klar andere Aufgaben zu erfüllen hatten, auf diesem wie immer größten Stand der gesamten Leitmesse für hochwertige Unterhaltungselektronik, der sich wieder einmal um die einzig wahren und wichtigen Menschen aktiv bemüht hat, nämlich die Kunden, die sich erstmalig oder wieder für einen der vielen und bezahlbaren Plattenspieler interessiert haben. Und das sollte meiner bescheidenen Meinung nach eher ein Pro-Ject Plattenspieler sein, da diese nach wie vor eine Preisklassen-bezogen überragende Qualität bieten. Den Beweis treten wir beim FLSV in Bamberg gerne jederzeit an, werte Kollegen aus England und dem Schwarzwald!
Was gibt es denn Neues von diesem öschterreischisch-scheschischen Hersteller zu berichten? Viel zu viel, möchte ich sagen, denn, wenn alles kommt, was auf diesem Stand als Muster gezeigt worden ist, dann muss ich circa 50 % aller sonstigen Ausstellungsware verräumen, um Platz dafür zu schaffen. Allerdings werde ich die Anzahl der Modelle wie den abgebildeten Acryl-Dreher, die eher dem Lifestyle geschuldet sind, eher kurz halten und nur in Ansätzen ausstellen.
Kurz vor der Auslieferung steht der Vertical Player, den die Welt gebraucht hat wie Deodorant gegen Knoblauch. Es gibt hier für mich unter Hifi-technischen Gesichtspunkten nur eine sinnvolle Anwendung, wenn nämlich das Regal zu wenig Tiefe für einen normalen Plattenspieler bietet. Aber wie immer entscheidet der Markt, ob etwas floppt oder tobt.
Was wohl in großer Bandbreite kommen wird, sind diverse Modelle mit einem Tonarm nach klassischem Vorbild als sogenannter S-Shape und mit einem Headshell mit Bajonett-Verschluss nach SME. Für mich ist hier der einzig nennenswerte Vorteil der, dass man verschiedene Tonabnehmer relativ schnell für spezielle Anwendungen einsetzen kann, zum Beispiel, wenn man neben normalen LPs auch gerne und viel Singles und Schellack-Platten hören mag.
Ansonsten ist wohl auch wieder dem sogenannten Lifestyle geschuldet zu vermerken, dass es auch von den kleineren Modellen viele, viele Ausführungen gibt und geben wird.
Außerdem wird bald wieder eine Juke Box zur Verfügung stehen, also eine vollständige Kompaktanlage mit Plattenspieler, Phono-Vorverstärker, Verstärker und diversen Gimmicks. Hier muss nur noch ein Paar Lautsprecher angeschlossen werden und fertig ist der Lack (weiß, rot und schwarz sind erhältlich). Dass die Juke Box E gerade mal 420.- € kosten wird, freut bestimmt den einen oder anderen Einsteiger und deren weibliche Äquivalentinnen.
Diese ganze Vielflut von Neuheiten ist unter anderem wohl dem runden Geburtstag von Pro-Ject Audio geschuldet, denn der Weltmarktführer bei Plattenspielern wird in diesem Jahre 25 Jahre jung! Das ist mal wenigstens ein echtes Jubiläum. Ich gratuliere ganz besonders, nicht nur, weil ich diese 25 Jahre vollständig als Fachhändler vor Ort begleitet habe. Aber es ist schon eine ganz besondere Leistung, ein analoges Produkt in Magerausstattung in Zeiten der Volldigitalisierung und hier vor allem gegen die Compact Disc (CD) auf den Markt gebracht zu haben und auch bis heute noch zu bestehen.
Herr Heinz Lichtenegger hat sich die Chance nicht nehmen lassen, um persönlich auf diesem unserem als auch seinem Messestand seine Wurzeln und seine Beweggründe für diesen Schritt wortreich darzustellen.
Und weil er gerade so schön dabei ist, sein „Geburtstagsgeschenk an die analoge Gemeinde“ zu erläutern, übersetze ich das mal in Hochdeutsch:
Das Modell heißt schlicht und einfach Classic und verhehlt optisch seine Vorbilder kaum. Man kann sich als alter Sack, sprich als erfahrener Hase, zwischen Thorens und Linn entscheiden, je nachdem, ob man sich vorne links einen Schalter oder einen Knebel vorstellt. Der Classic ist ein vortäuschender Subchassis-Spieler, der eben nicht auf Federn gelagert ist, sondern auf Kugeln aus einem von Ortofon entwickelten Kunststoff namens TPE. Er ist somit wartungsfrei!
Der Plattenteller stammt aus der Xtension-Baureihe und ist ebenfalls mit TPE bedämpft. Der bekannte Subteller ist bis auf 1/1000 feingedreht! Der Tonarm folgt der bei den beiden kleinen RPM-Modellen RPM 1 Carbon und RPM 3 Carbon bereits umgesetzten Technologie, bei der auf einen Kern aus Aluminium das von außen sichtbare Karbon-Geflecht laminiert ist. Das ergibt nicht nur eine größere Steifigkeit, sondern auch ein deutlich verbessertes Resonanz-Verhalten gegenüber den Modellen aus nur einem Material.
Dass der Pro-Ject Classic mit einem Ortofon 2M Silver ausgestattet sein wird und in drei Echtholz-Varianten (Walnuss, Eukalyptus und Palisander) angeboten werden wird, sei der Vollständigkeit halber genauso erwähnt wie, dass dieser schnörkellose Player gerademal 1000.- € kosten wird. Somit stellt dieses Modell in Anbetracht des gebotenen Aufwands wohl wieder einen weiteren Meilenstein in Sachen Preis-/Leistungs-Verhältnis dar!
Aber auch bei der Elektronik, sprich bei Pro-Ject Box Design wird es viele Neuerungen in der mittleren DS-Baureihe geben. Allerdings ist hier noch kein konkreter Erscheinungstermin in Sicht, so dass an dieser Stelle nicht viel davon berichtet wird. Worauf allerdings auch ich mein besonderes Augenmerk gerichtet habe, ist der unter einer Haube gesicherte Maia S in Luxus-Ausführung. Hier ist wohl eine CNC-gesteuerte Alu-Fräse ganze acht Stunden am Werk, um aus einem vollen Block Aluminium diese Preziose zu schaffen.
Dass gleich im Eingangsbereich der High End eine wirklich ansehnliche Ausstellung von grafisch höchstwertigen LP-Covern den Besucher eingestimmt hat, zeigt einen der vielen Gründe, die neben dem angenehme(re)n Klang für die gute alte schwarze Scheibe sprechen.
Dass es in Minga auch Neuigkeiten anderer Hersteller gegeben hat, kann und soll nicht verschwiegen werden, im Gegenteil! Mehr davon in diesem Theater zu gegebener Zeit. Aber da ich die Zellteilung noch nicht beherrsche, habe ich mich wie in den letzten Jahren auf diese eine Sache konzentriert. Und jetzt reicht es mal wieder für eine ganze Weile. Schön war’s und trotzdem:
Es bleibt spannend!